Bürgerinformation zum Windparkvorhaben im Hauser Wald vom 20.01.2023


Bürgerinformation durch Kurzvorträge, Podiumsdiskussion und Infomarkt

Die Informationsveranstaltung zum Windparkvorhaben „Westerwald II“ im Hauser Wald richtete sich an alle Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeindevertreterinnen und -vertreter von Waldbrunn. Sie hatte zum Ziel, die Pro- und Kontra-Argumente darzustellen, so dass sich die Besucherinnen und Besucher ein eigenes Bild zu dem Projekt machen konnten. Während der ersten Stunde bot ein Infomarkt mit sieben Ständen die Möglichkeit, sich persönlich über alle wichtigen Themen rund um das Projekt im Hauser Wald – und generell den Ausbau der Windenergie in Hessen – zu informieren sowie über die verschiedenen Perspektiven auszutauschen. In den Gesprächen beantworteten die Vertreterinnen und Vertreter von ENERTRAG, der LEA, HessenForst, der IG Gegenwind und dem Fachgutachter-Büro zum Thema Hydrologie viele Fragen. Auf großformatigen Karten stellte ENERTRAG die geplanten Standorte der Windenergieanlagen dar. Eine Videosimulation zeigte, wie das Landschaftsbild mit den sechs geplanten Anlagen aussehen würde. Am Stand des hydrologischen Gutachter-Büros konnten sogar Wasserlebewesen aus dem Untersuchungsgebiet unter einem Mikroskop betrachtet werden. Der Fachgutachter für Natur- und Artenschutz fiel aufgrund von Krankheit kurzfristig aus und wird die am Stand gestellten Fragen im Nachgang beantworten.

Auf den Infomarkt folgte der zweite Teil der Veranstaltung: die Podiumsdiskussion mit Kurzvorträgen, die von Simon Carmagnole (ifok GmbH/Bürgerforum Energiewende Hessen) moderiert wurde. Die Stühle in der Mehrzweckhalle Lahr waren nahezu bis auf den letzten Platz belegt. Bürgermeister Blum begrüßte seine Bürgerinnen und Bürger. Anschließend erläuterte Anna Forke, Projektmanagerin bei der LEA im Projekt Bürgerforum Energiewende Hessen die Bedeutung der Windenergie in Hessen. „Jede in Hessen erzeugte Kilowattstunde aus Erneuerbaren Energien spart Stromimporte und fossile Brennstoffe wie Braun- und Steinkohle“, sagte sie und ergänzte weiter zum Hintergrund des Windvorranggebiets: „Die Ausweisung von Windvorranggebieten im Teilregionalplan Mittelhessen war ein mehrjähriger Abwägungsprozess, bei dem viele Kriterien grundlegend geprüft wurden wie zum Beispiel Natur- und Artenschutz sowie Boden- und Wasserschutz. Aber erst die standortbezogene Prüfung im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) entscheidet schließlich, ob Windenergieanlagen gebaut werden dürfen.“ Paul Schweda, Leiter Geschäftsfeldentwicklung bei der ENERTRAG, stellte in seinem Kurzvortrag das Unternehmen und die Projekthistorie sowie den aktuellen Stand des Projekts und den weiteren Zeitplan vor. „Wir gehen davon aus, dass alle sechs Standorte genehmigungsfähig sind. Am Ende entscheidet das aber die Genehmigungsbehörde, die gesamtheitlich prüft und abwägt“, betont er. „Mit einer Genehmigung rechnen wir frühestens Ende 2024.“ Den dritten Kurzvortrag hielt Dr. Holger Rittweger vom Büro für Landschafts- u. Paläoökologie auf Vorschlag der IG Gegenwind. Er plädierte dafür, den Hauser Wald als Kleinod für den Natur- und Artenschutz zu erhalten.

Kontroverse Diskussion auf dem Podium

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde kontrovers diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei Themen rund um das Wasser im Hauser Wald. Herr Dr. Rittweger betonte: „Die Artenvielfalt im Hauser Wald hat selbst mich überrascht und sehr erstaunt. So gibt es dort zum Beispiel mehr Quellerbsenmuscheln als Bäume.“ Weiterhin vertrat er die Meinung, dass im Hauser Wald ein Vorranggebiet für Windkraft liege, das niemals eines hätte werden dürfen. Dagegen argumentierte der Fachgutachter für Hydrologie, Dr. Stephan Klose, vom Büro Björnsen Beratende Ingenieure GmbH: „Wir haben den Hauser Wald sehr gründlich untersucht. Den methodischen Rahmen hierfür geben das Gesetz, die technischen Regelwerke sowie im Einzelfall wissenschaftliche Kenntnisse vor.“ Sein Büro habe anhand von Kartierungen und Bohrungen festgestellt, dass es im Projektgebiet des Hauser Waldes überwiegend staunasse Böden gebe. Die Feuchtbereiche und zeitweiligen Wasseraustritte sowie Wasserläufe im Bereich der Anlagenstandorte speisten sich aus Stau- bzw. Bodenwasser, nicht aus Grundwasser. Abschließend kommt sein Büro zu dem Ergebnis: „Die identifizierten Gefährdungspotentiale können durch gängige Schutz- und Gegenmaßnahmen entweder ganz vermieden oder weitgehend vermindert werden.“

In seinen Gesprächen während des Infomarkts wies Bürgermeister Blum darauf hin, dass „auch Waldbrunn seinen Beitrag zur Minderung des Klimawandels leisten müsse, wenn dies im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und nach genauer Prüfung durch die Genehmigungsbehörden möglich ist. Die Dezentralisierung der Energiegewinnung und der Ausbau der Technik zur Erzeugung erneuerbarer Energien sind ein Baustein für die Erreichung der Ziele zu einer CO² neutralen Energieversorgung und nur gemeinsam erreichbar.“  Nun werden die Prüfung durch die Genehmigungsbehörde und die Verhandlungen von ENERTRAG mit den Grundstückseigentümern – den Gemeinden Waldbrunn und Dornburg sowie HessenForst –zeigen, wie das Windparkvorhaben im Hauser Wald weiter umgesetzt werden kann.

Die Fragen und Antworten aus dem Infomarkt werden auf https://www.buergerforum-energiewende-hessen.de/waldbrunn veröffentlicht.

Hintergrundinformation zum Windparkvorhaben

Information zur Hydrogeologie
Quelle: Ana Isabel Eichel, Bürgerforum Energiewende Hessen

Im Hauser Wald wird im Wind-Vorranggebiet 1103 seit 2014 ein Windpark (Westerwald II) mit sechs Anlagen des Tys Nordex N149 – 5,7 MW mit einer Gesamthöhe von 238,5 Meter und einer Gesamtleistung von 34,2 MW durch den Projektentwickler ENERTRAG geplant. Die Flächen gehören den Gemeinden Waldbrunn und Dornburg sowie HessenForst. Der Genehmigungsantrag soll im dritten Quartal 2023 bei der Genehmigungsbehörde eingereicht werden. Nach einer Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Inbetriebnahme nach einer einjährigen Bauphase für das zweite Quartal 2026 geplant.

Über das Bürgerforum Energiewende Hessen 

Das Bürgerforum Energiewende Hessen unterstützt hessische Kommunen dabei, den Umstieg auf erneuerbare Energien zusammen mit den Menschen vor Ort zu gestalten und gemeinsam nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen. Im Zentrum stehen individuelle Formate für einen sachlichen Austausch: Dialog- und Informationsveranstaltungen, Coachings, Mediationen oder Publikationen – unsere Expertinnen und Experten nehmen die Fragen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf und strukturieren und moderieren die Beteiligung. 

Das Bürgerforum wird im Auftrag der Landesregierung von der Hessischen LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) umgesetzt. Sie ist die zentrale Ansprechpartnerin in Hessen bei Fragen rund um die Energiewende und den Klimaschutz. Unterstützt wird das Bürgerforum von erfahrenen Kommunikationsagenturen, die gemeinsam mit der LEA vor Ort strategisch beraten, einen allparteilichen Dialog organisieren und Konflikte moderieren.

https://www.buergerforum-energiewende-hessen.de/Buergerforum-Hessen

www.lea-hessen.de